Heute erzähle ich Euch mal wieder einen Schwank aus meiner Vergangenheit.
Ich war 18 und wollte mit meiner Studienfreundin nach Paris fahren - na ich stieg dann doch alleine in den Zug, sie hatte eine wichtige Hausarbeit zu schreiben.
Icke also zum ersten Mal alleine unterwegs und dann gleich nach Paris!
Ich fand ein günstiges (naja) Zimmer in der Nähe vom Hotel de Ville, das war damals ziemlicher Szenebezirk, in der Nähe vom frisch eröffneten Centre Pompidou. Dort gab es gerade russische Filmwochen, und da ich in der Schule Russisch gelernt hatte, war mein Abendprogramm auch schon geritzt.
Ich bummelte also tagsüber durch die Straßen, fand billige Modeläden, stieg auf den Turm von Notre Dame und fand das Leben an sich sehr charmant.
Dann kam ein echter Nervenschock - ich reihte mich in die Warteschlange vor einem Kino und kaufte ein Ticket für "Kramer gegen Kramer". Irgendwie hatte ich vorher keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde, aber bald wurde es mir natürlich sonnenklar - es ging um die Scheidung zweier New Yorker Protagonisten (Meryl Streep und Dustin Hoffman) und das weinende Kind zwischen den beiden.
Dieses weinende Kind war ich drei Jahre vorher gewesen - oder genauer gesagt war ich das schon mit 9 Jahren gewesen, als die erste Ehe meines Vaters zerbrach und ich bei ihm blieb und meine Mutter schrecklich vermisste.
Und ich denke, das ist ein Trauma, von dem zumindest ich mich nicht mehr erholt habe.
Meryl Streep (im wahren Leben Krebs) spielte die Frau von Dustin Hoffman, die sich befreit und ihr Kind natürlch trotzdem liebt, aber nicht mehr mit ihm leben kann/darf/soll/muss/möchte. Was für ein Mischmasch, Kuddelmuddel, Gefühlschaos.
Am eindrücklichsten sind mir aber die Szenen mit Dustin Hoffman und dem kleinen Jungen in Erinnerung - das war ja damals auch schon was Besonderes, ein alleinerziehender Vater.
Wahrhaft herzzerreissend die Szene, als der kleine Junge zum ersten Mal seine Mama wiedersieht und auf dem Spielplatz zu ihr rüberrennt - ich erinnere mich noch, dass ich als 18jährige ja eigentlich schon mit der Erwachsenengeneration identifiziert war, das schluchzende Kind aber viel mehr das traf, was in mir vorging.
Die Jahre von 9 - 17 verbrachte ich also mit meinem Vater und einer Stiefmutter. Die neue Ehe meines Vaters ging leider auch nicht gut und ich zog nach dem Abitur zum Studium von Hamburg nach Münster, wo meine Mutter lebte. Natürlich hielt ich es da auch nicht aus, und inzwischen bin ich ja in Berlin sehr glücklich. Aber Beziehungen sind für mich weiterhin ein Ritt auf der Rasierklinge.
Mit meinem Ex-Mann gehe ich weiterhin manchmal ins Kino, und sehr berührend war der letzte Robert-Altman-Film "The Last Radio Show". Es geht um eine Radio Show, die live in einem Theater aufgeführt wird, mit einem Moderator und lustigen Showeinlagen, Werbejingles und Geräuschemachern und vor allem den großartigen Darstellern Meryl Streep, Lili Tomlin, Woody Harrelson und vielen anderen, die auch vorzüglich singen können. Die Rahmenhandlung geht so, dass das hier die letzte Vorstellung sein wird, denn das Theater wurde an eine Heuschrecken-Kompagnie verkauft und soll dichtmachen.
Ein Film für's Krebs-Gemüt, ich kann ihn nur empfehlen.
Meryl Streep spielt natürlich eine Mutter (Lindsay Lohan ist ihre pubertierende Tochter) und der absoute Tränendrücker ist ihre Nummer "Goodbye to my mama", die sie mit ihrer Filmschwester Lily Tomlin präsentiert. Die beiden Schwestern singen von ihrer Mama und wie sie immer für sie da war - schluchz.
Biddeschöööön:
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