Nun ist es wieder soweit: Die Ostsee-Insel Hiddensee (liegt bei Rügen) ist von der Außenwelt abgeschnitten. Das Eis ist auf 30 cm angefroren, die Schiffe kommen nicht mehr durch, es kann keine Versorgung mehr stattfinden. Außer vielleicht mit einem Hubschrauber - für heute nachmittag ist einer angedacht - es werden aber auch wieder neue Schneeverwehungen erwartet.
Huuuh - wo leben wir denn? In Sibirien - jedenfalls zur Zeit.
Ich war in meinem Leben 3 x auf Hiddensee. Zum ersten Mal 1990 im Mai/Juni, da war gerade die Währungsumstellung fällig. Meine Reisekameraden waren Journalisten aus dem Westen und ich hatte gerade meinem progressiven Dark Moon als Westlerin in Ostberlin hinter mir.
Ja, das war wirklich so, das habe ich natürlich erst hinterher zusammen mit der Astrologie entdeckt: In meinem progressiven Horoskop (1 Tag = 1 Jahr) hatte ich die Dark Moon-Phase erlebt, die Zeit, wo man keinen Mond am Himmel mehr sehen kann und einfach vertrauen muss, dass der Neumond bald wiederkommen wird. Je nach Gemüt geht das verzweifelt oder hoffnungsvoll ab - bei mir war es leider eher die erste Variante.
OK, der Osten war also zusammengebrochen und ich machte Urlaub auf Hiddensee. Jahrelang hatte ich mir das gewünscht - mal einmal auf Hiddensee zu sein - und nun kam es plötzlich und wie von selbst auf mich zu. Allerdings in Begleitung von zwei Wessis, die immer mal wieder die Nase rümpften und sich lustig machten. Über "mein" schönes Hiddensee?! Das tollste und romantischste, was der Osten zu bieten hat?! Ich war übrigens 28/29 Jahre alt und hatte sowieso eine Menge zu bearbeiten.
Mit einem von den zwei Journalisten fuhr ich später nochmal für einen Tagesbesuch auf die Insel - es war überhaupt nicht mehr romantisch und auch gar nicht mehr verzaubert.
Für die Jahreswende (und das Weihnachtsfest) 1998/1999 kam ich noch einmal, diesmal mit meinem Ehemann. Er machte einen Film über die Insel und das war eigentlich sehr schön. Anders als bei den Besuchen davor war die Stimmung freundlich und neutral, es hatte sich einiges offensichtlich bereits erledigt. Meine Ehe hatte sich übrigens ein Jahr später auch bereits erledigt, da konnte auch der Engel in der Inselkirche nichts mehr retten.
Und nun hat uns beide das gleiche Schicksal getroffen - eingeschneit und abgeschnitten.
Ich fühle mich zur Zeit aber gut versorgt, auch dank der sehr hilfreichen Online-Community. Denn im Netz ist man ja sowieso nicht wirklich da, sondern mehr als Idee und Vorstellung. So irgendwie neptunisch halt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen